Eudaimonia ist altgriechisch und bedeutet wörtlich übersetzt "Gutgeistigkeit". Das sagt bereits viel über das Glücksverständnis der Antike aus! Denn hier spielt die Seele des Menschen und ihre Tugend eine wichtige Rolle. Wer glücklich sein möchte, muss bei sich selbst anfangen. Der Begriff "Tugend" (griechisch aretê) klingt in modernen Ohren irgendwie altmodisch. Wir denken dabei vielleicht an Eigenschaften wie Höflichkeit oder Ehrlichkeit, aber eigentlich spielt Tugend in unserem Vokabular kaum noch eine Rolle. Vielleicht sollten wir auch hier zurück zum Ursprung des Wortes gehen und aretê stattdessen mit "Bestheit" oder "Exzellenz" übersetzen. Wer glücklich sein will, muss herausfinden, wie er zu dieser Exzellenz gelangen und sie dauerhaft bewahren kann. Ein Baum, der blüht oder Früchte trägt*, ist in Höchstform. Er verwirklicht sein ergon, sein eigentümliches Werk, also das, was er seinem Wesen nach ist und am besten kann. Nun hat der Baum es gewisser-maßen leicht, denn er tut, was er tut, einfach von Natur aus. Wir Menschen haben es da schwerer. Zwar haben auch wir ein ergon, doch dieses bleibt manchmal unverwirklicht oder dämmert irgendwie halb traumversunken vor sich hin. Dieses gilt es aufzuwecken. Aber was ist denn eigentlich das ergon des Menschen? Es ist das Denken, mehr noch: das vernünftige Denken.
*oder sogar beides gleichzeitig?

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